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Wo das Adrenalin übersprudelt

Wo das Adrenalin übersprudelt

Hartz4Racing? Wie kommt man denn bitte auf so einen Namen? Werdet ihr vom Amt unterstützt? All die Fragen und mehr werden beantwortet, aber fangen wir ganz am Anfang an …

Seit einiger Zeit fahre ich nun schon leidenschaftlich gern Motorrad. Für mich macht das Fahren nicht unbedingt die Geschwindigkeit aus, sondern das “legen” in die Kurve, bzw. allgemein das Kurvenfahren.

Auf das Thema Rennstrecke brachte mich eigentlich Sascha als er erwähnte, sein Kollege verkaufe ein günstiges Einsteiger-Motorrad. Wie es der Zufall wollte, auf der Straße mit einer ZX6R Baujahr 2006 unterwegs und das Rennmoped stellte sich als ZX6R mit dem Baujahr 2003 raus. Kurzum, ab mit dem Teil in meinen damaligen Keller und durch den schmalen Korridor gewuchtet. Da ich ein Mensch bin, bei dem nicht unbedingt alles perfekt sein muss, aber schon ordentlich, wollte ich das kleine “Elend” wieder in Schuss bringen.

Da ich mich finanziell nicht gerade in den obersten Rängen tummle und ich allgemein gern sparsam bin, hatte ich im Kopf, alle Umbauten selber zu erledigen, was dank meiner nicht geraden linken Hände klappen sollte. Ich, natürlich im regen Kontakt mit Sascha, um den Fortschritt mitzuteilen (der erste Rennstrecken-Tag war im nächsten Jahr geplant) meinte er zur “Umbau-Maßnahme auf eigene Faust”:

“Bei dem Sport kannst du aber nicht hartzen (sparsam sein)!”

Meine Antwort: “DOCH!” … und “Hartz 4 (for) Racing” war geboren.

Zum einen Hartz4, weil es einen doch zum Schmunzeln bringt, zum anderen “hartzen” (sparsam sein), um Rennen zu fahren. Und NEIN, wir werden nicht vom Amt in irgendeiner Art und Weise unterstützt. Angefangen von “normalen” Servicearbeiten bis hin zur Ventilspielkontrolle und Kabelbaum ausdünnen, erledigte ich alles, mit Hilfe des Werkstatthandbuches und ein paar guten Freunden. Auch Rennstrecken-typische “Tuning Maßnahmen” folgten, jedoch aus finanziellen Gründen alles mit gebrauchten Teilen. Sprich, am Motorrad wirklich “neu-neu” ist nur das Öl, denn selbst die Iridium Zündkerzen kamen „neu – gebraucht“ von eBay-Kleinanzeigen.

Nach dem ersten Track-Day hatte ich dann direkt Blut geleckt. Dadurch entwickelte sich auch meine Schrauber-Leidenschaft. Denn etwas umbauen (optimieren) um dann direkt zu testen, ob es eine Verbesserung bringt – oder allgemein welche Veränderung es gibt – hat für mich einen gewissen Reiz. Vom Keller-Schrauber zum Garagen-Schrauber haben wir jetzt eine kleine Werkstatt, in der wir so gut wie alles selber erledigen.

Persönlich verbessern und Fortschritte machen

Das Ganze hat sich über die Jahre immer weiterentwickelt. Auch persönlich wollte man sich natürlich verbessern und Fortschritte machen, also musste man an der Körperhaltung, Linienwahl, Blickführung und vielem mehr arbeiten.

Unterwegs sind wir auf allen Rennstrecken im Europäischen Raum, welche mit dem Motorrad befahrbar sind. Unsere Hausstrecke ist der “Anneau du Rhin” im nahegelegenen Frankreich, denn knapp 80 Kilometer sind schnell erreicht. Dort nutzen wir meist mehrere Veranstaltungen im Jahr, welche aber reine 1-Tages-Veranstaltungen sind. Außerdem waren wir letztes Jahr in Rijeka, genauer gesagt am “Automotodrom Grobnik”, welchen wir ganze 3 Tage ausnutzten. Nächstes Jahr sollen dann weitere Rennstrecken dazu kommen, die Planung steht über den Winter aber noch an.

Wer schon mal auf der Rennstrecke war weiß, dass dort das Adrenalin wörtlich übersprudelt. Da dies natürlich auch immer ein gewisser Kostenaufwand ist (Anfahrt, Benzin, Reifen, sonstige Verschleißteile), räubern wir auch oft zusammen im Schwarzwald über die kurvenreichen Strecken. Einerseits bekommt man dadurch eine gewisse Routine, andererseits ist das immer noch der öffentliche Straßenverkehr, in dem man weder sich, noch andere gefährden darf.

Risikofrei maximale Schräglage generieren

Aus diesem Grund kam die Idee eines Übungs- bzw. Schräglagenbikes. Dieses sollte uns erlauben, unsere Körperhaltung zu optimieren, ohne Angst haben zu müssen, bei einem Rutscher etwas kaputt zu machen. Aus diversen Ersatzteilen entstand dann unser Schräglagenbike, welches eine ZX6R (welch Wunder J) als Basis hatte. Ausgerüstet mit “Stunt-Bügeln” und drehbaren Rollen an den Flanken, erlaubt es uns risikofrei maximale Schräglage zu generieren.

Gerade bei Übungen zur Verbesserung der Körperhaltung versucht man den Oberkörper mehr neben das Bike zu bringen, um so eine Verschiebung des Schwerpunktes zu erreichen. Durch solch eine Veränderung der Sichtweise auf dem Motorrad suggeriert einem der Körper (ganz natürlich), dass man schon extrem schräg ist, da der Kopf dem Asphalt näher ist. Somit muss man seinem Kopf beibringen, dass das Motorrad / der Reifen in so einer Situation noch nicht an seiner Grenze ist. Solche Übungen (zur Verbesserung des Gefühls der Schräge) bringen logischerweise extreme Unruhe ins Fahrwerk, welche bei erhöhtem Winkel zur Straße vermieden werden sollen.

Und wenn wir bei Schräglage sind, sind wir beim kurvX.

Da man während der Fahrt bzw. auch dem Training nie wirklich weiß, wie schräg man ist und sich so immer auf sein oben angesprochenes Gefühl verlassen muss, suchten wir ein Produkt welches anzeigt, wie schräg das Motorrad ist.

Der kurvX passt somit perfekt zu unserem Übungsbike, welches wir auch auf der Rennstrecke nutzen (ohne Bügel und Rollen). Denn zum einen soll uns das optische System (LED-Anzeige) des Gerätes anzeigen, in welchem Bereich man sich befindet, um zu wissen ob das Motorrad / der Reifen noch Luft zum schräger werden hat. Zum anderen soll es direkt auffallen, wenn man die maximal eingestellte Schräglage erreicht hat und weiß: ok, hier ist die Grenze.

Somit kann man sich kontinuierlich steigern, verbessern, sowie auch seinen Kopf trainieren, die Konstellation “Mensch und Maschine” zu verstehen.

Ein weiteres Feature, welches eine Bereicherung für unsere Trainings darstellt, ist das Analysetool über die App. Durch dieses können wir auf der Rennstrecke exakt die Schräglagen in jeder Kurve feststellen und genau analysieren, um auch dort eine Verbesserung zu erreichen bzw. zu wissen, in dieser Kurve hätte man z.B. noch etwas Luft in einer anderen ist man vielleicht schon direkt am Maximum.

Auch eine Auswertung, ob man eher in Links- oder Rechtskurven mehr oder weniger Schräglage hat, kann man so genauestens herausfinden und somit immer an seiner Schwachstelle arbeiten.

Wir werden kurvX bei den nächsten Rennen 2021 auf Herz und Nieren testen und sind schon gespannt, welche Verbesserungen wir durch das Training mit dem kleinen Begleiter erzielen können!

Max / Philipp / Chris / Sascha | Hartz4Racing | Dezember 2020